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Detaillierter Lebenslauf

Rudolf Szyszkowitz wurde am 27. April des Jahres 1905 in St. Martin bei Villach, als zweites Kind des Ehepaares Rudolf und Theresia Szyszkowitz (geb. Gold) geboren. Sein aus Trszynietz in Schlesien gebürtiger Vater (1861-1931) war damals in Villach als Forstingenieur stationiert. Die Mutter war gebürtige Salzburgerin und Tochter des Historien- und Kirchenmalers Josef Gold, der im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts im weiteren Umkreis der Stadt Salzburg, und auch in Oberösterreich zahlreiche Altarbilder, Wand- und Deckengemälde geschaffen hatte. Durch die Versetzung des Vaters nach Zara (heute Zadar) als Sektionschef für Wildbachverbauung, zog die Familie noch im selben Jahr nach Dalmatien. Der kleine Rudolf wuchs dort zusammen mit seinem drei Jahre älteren Bruder Franz und zwei kleineren Schwestern (Marianne und Agnes) auf. Diese Zeit war für ihn sehr prägend; bis an sein Lebensende blieb in ihm eine ewige Sehnsucht nach dem Süden aufrecht. Südliche Städte und Häfen waren auch immer wieder ein beliebtes Motiv in seinen Landschaftsbildern. Noch Jahre später schrieb er in Briefen an seinen Bruder voll Wärme über seine Erinnerungen an diese Zeit.
Auch die alljährlichen Ferienaufenthalte bei den Großeltern in Salzburg prägten Rudolfs Leben. Im Riedenburger Atelier ließ der Großvater Gold seinen Enkel hantieren; Eltern und Großeltern waren sich darüber einig, dass er Maler werden würde.
Die Familie war wohlhabend und angesehen, umso größer war der Umbruch, als sie im Jahre 1915 durch die Kriegsereignisse nach Salzburg (Heimat der Mutter) und gleich darauf nach Graz übersiedelte und dort ein - durch den Krieg bedingt - sehr bescheidenes Leben führen musste (der Vater bekam nur eine kleine Pension). Über diese Zeit schrieb er Jahre später selbst in einem Brief :

... eine qualvolle Zeit, in der wir nichts zu Essen hatten, stets müde waren und im Winter immer froren. Das Essen bestand aus Bohnen, fettloser Polenta, manchmal mit Schwarzbeeren, die wir in den Wäldern von St. Peter sammelten und rationiertem Maisbrot, das auf der Küchenwaage vom Vater zugewogen wurde. In der schlechtesten Zeit um 1918/19 bekamen wir Kartoffelschalenmehl in Wasser gekocht; ein schauerliches Gericht.

Durch Unterernährung wurde er wiederholt von einer Krankheit, einer Art spanischen Grippe heimgesucht; die Symptome waren Schwindelanfälle, täglich ab 10 Uhr Kopfschmerzen und Brechreiz. Hinzu kam noch der Tod seiner jüngeren Schwester Agnes im Jahre 1919, der zusätzliches Leid für die Familie brachte. Es steht weiter in seinen Aufzeichnungen :

... meine einzige Freude war es damals, mit Zeichenstift und Wasserfarben in einer Ecke zu sitzen und zu malen und zu zeichnen, was mir nur vor die Augen kam oder was ich auswendig erträumte. Jeden Tag, und oft auch in der Nacht, sagte ich mir tausendmal vor:
„Du bist Maler ! Wie aber werde ich ein wirklicher Maler?“

Rudolf Szyszkowitz hatte das Glück in der Untermittelschule einen sehr verständigen Zeichenlehrer zu haben, der ihn sehr schätzte und ihm auch den Weg in die Grazer Kunstgewerbeschule ebnete. Nachdem damals die Abteilung für Malerei noch nicht gegründet, sondern nur als offener Lehrsaal zu besuchen war, trat er 1921 nach bestandener Aufnahmeprüfung in die Abteilung für Bildhauerei unter der Leitung von Prof. Wilhelm Gösser ein. Im selben Jahr schloss er sich auch dem Bund „Neuland“ an, dessen Ideologie für sein weiteres Leben größte Bedeutung erlangte.
1923 ereilte ihn durch den Tod der Mutter ein weiterer Schicksalsschlag. Die Bindung zu seinem treusorgenden Vater, der von nun an alleine die drei verbliebenen Kinder versorgte und auch durchs Studium brachte, wurde dadurch noch stärker.

Nach acht Semestern Kunstgewerbeschule kam Szyszkowitz im Herbst 1925 an die Akademie der bildenden Künste in Wien und besuchte dort die allgemeine Malschule unter der Leitung von Prof. Karl Sterrer; weitere acht Semester später trat er in die Meisterschule für Malerei bei den Professoren Karl Sterrer und Rudolf Bacher ein.
An der Akademie traf Szyszkowitz auf viele Gleichgesinnte und schloss bleibende Freundschaften, wie zum Beispiel mit den jungen Malern Werner Berg, Leopold Birstinger, Max Weiler, Albin Stranig, Paul Müller oder den Bildhauern Alexander Silveri und Walter Ritter, um nur einige zu nennen.
In der Studienzeit legte Szyszkowitz wahrscheinlich auch den Grundstein für seine spätere Erkrankung. Mit dem wenigen Geld, das ihm zur Verfügung stand, kaufte er sich Malfarben; für Essen blieb nicht viel übrig. Schlechte und unzureichende Ernährung war die Folge.
1933 beendete er sein achtjähriges Hochschulstudium.
Von 1933-35 lebte er als freischaffender Künstler in Wien. Dies war die Zeit seiner frühen Erfolge. Hier entstanden Werke wie „Der Vater“, „Die Begegnung“ oder „Der Gast“, die neben einigen Landschaften auch im Rahmen einer Meisterklassenausstellung in der Wiener Secession, deren Mitglied er später wurde, zu sehen waren
1935 erhielt er den Anerkennungspreis zum Österreichischen Staatspreis.
Die Folge war, dass er auf Vorschlag der Architekten Clemens Holzmeister und Rudolf Hofer an die Staatliche Meisterschule für angewandte Kunst (später Kunstgewerbeschule) nach Graz berufen wurde, um dort eine Meisterklasse für Malerei aufzubauen. (Rudolf Hofer war damals Fachvorstand der Schule). Man gab Szyszkowitz zu verstehen, dass diese Meisterklasse der Grundstock für eine in Graz geplante Kunsthochschule sein würde. Dies gab für ihn den Ausschlag nach Graz zu gehen. Damit begann seine über 30 Jahre andauernde Lehrtätigkeit.

Die Berufung nach Graz brachte eine große Wende im Leben des jungen Künstlers.
1936 trat Szyszkowitz der 1923 gegründeten Grazer Sezession bei und war langjähriges Mitglied neben Künstlern wie Alfred Wickenburg, Fritz Silberbauer, Wilhelm Thöny, Hans Wagula oder Hans Mauracher, um nur die wesentlichsten zu nennen.
Im Sommer 1937 heiratete er Elisabeth Maier, die er seit vielen Jahren aus dem Bund Neuland kannte; auch sie war seit 1921 Mitglied im Bund Neuland. In einem Beitrag für die Familienchronik schrieb er: „Dass ich meine liebe Lisl im Bund kennen und lieben lernte, war eine Gnade für mich, für die ich Gott nicht genug Dank sagen kann.“
Elisabeth Maier kam aus einer gutbürgerlichen Familie und war Volksschullehrerin. Ihr Vater war Jurist, später Chefredakteur des „Grazer Sonntagsblattes“, dann Anfang der 30er Jahre Nationalratsabgeordneter für die Christlich - Soziale Partei und in seinen alten Tagen noch Bürgermeister von St. Radegund bei Graz. Elisabeth lernte Rudolf im Alter von 15 Jahren kennen. Für sie war der witzige, schauspielerisch.begabte und sprachgewandte Rudolf zuerst „furchtbar“. Sie erzählte später oft, er wäre der ordinärste Mensch gewesen, den sie je kennen gelernt habe. Bald entstand daraus Liebe, die aber brüderlich - schwesterlich bleiben musste. Rudolf sagte ihr damals, dass er sie nie heiraten werde können, da er unbedingt Maler werden müsse, und als Maler nie soviel Geld haben werde um eine Familie erhalten zu können. Während seiner Studienjahre blieb es bei gelegentlichen Treffen in Graz und in Anger (Oststeiermark), wo sich Lisl häufig bei ihrem Onkel aufhielt, und natürlich auch immer wieder bei Neuländertreffen und Wanderfahrten.
Doch die Liebe blieb und Elisabeth wartete über Jahre geduldig auf ihn.
Dies war natürlich auch ein Hauptgrund, warum Szyszkowitz auf der Höhe seiner ersten Erfolge in Wien die Berufung an die Grazer Kunstgewerbeschule annahm.
Die beiden heirateten in Maria Pfarr im Lungau, einer Gegend, die sie von ihren Wanderungen gut kannten (eine Reihe der schönsten Landschaftsbilder, Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen sind hier entstanden).
In den ersten Jahren bewohnten sie den ersten Stock einer Villa in Kroisbach (Grazer Vorstadt) mit Großvater Szyszkowitz und Bruder Franz im Parterre. Im Mai 1938 wurde ihr erster Sohn Peter geboren. Es entstand eine größere Anzahl von Zeichnungen und auch Ölbildern, die den kleinen Peter zum Motiv haben.
In den ersten Kriegsjahren war Szyszkowitz aufgrund der Unentbehrlichkeit für die Schule vom Militärdienst befreit. Seine Meisterklasse in der Kunstgewerbeschule, die in „Schule für Deutsches Handwerk“ umbenannt worden war, durfte noch einige Zeit weiterbestehen bis sie nach einer Inspektion durch den Reichskultusminister Rust geschlossen werden musste, da sie zu wenig deutsch gewesen war. Szyszkowitz wurde dann 1943 (eine Woche nach der Inspektion) zur Wehrmacht nach Lienz (Osttirol) einberufen. Ein Magengeschwür, das wahrscheinlich aus seiner Studienzeit her rührte, rettete ihm vermutlich sein Leben; während er im Krankenbett lag wurde seine Einheit nach Jugoslawien versetzt und dort vollständig aufgerieben.
Jahrelang hatte sich das Ehepaar Szyszkowitz ein zweites Kind gewünscht. Elisabeth fürchtete schon unfruchtbar geworden zu sein. Da wurde 1944 ihr Sohn Michael geboren.
Es war eine schwere Zeit. Die Frau musste abenteuerliche Reisen auf sich nehmen, um mit ihren zwei Kindern ihren Mann in Lienz zu besuchen.
Nach Kriegsende, 1945, kam aus Wien die Anfrage, ob er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste annehmen würde, jedoch war er damals noch in dem Glauben, dass sich die Kunstgewerbeschule in Richtung einer Hochschule entwickeln würde, und blieb deshalb mit seiner Familie in Graz.
1946 wird der dritte Sohn Johannes geboren.
Nachdem Szyszkowitz vom Künstlernachwuchs der Grazer Sezession indirekt aus dieser Gruppierung ausgeschlossen worden war, gründete er mit Peter Richard Oberhuber und anderen Künstlern 1951 den Steirischen Werkbund, eine Künstlervereinigung, die aus dem Steirischen Kunstverein hervorging.
1954 wird Szyszkowitz Mitglied der Wiener Secession.
In den Jahren 1961 -67 war Szyszkowitz Präsident des Werkbundes. In dieser Zeit initiierte er die Ausstellungen „religio 61“ und „religio 65“ und provozierte dadurch in der Steiermark heftige kulturpolitische Auseinandersetzungen.
1964 wurde er auf ausdrücklichen Wunsch Oskar Kokoschkas zu dessen Nachfolger an die Sommerakademie in Salzburg berufen, wo er neun Jahre lang - jährlich neu berufen - das Seminar für figurale Malerei leitete.

Um sich ausschließlich seiner künstlerischen Arbeit widmen zu können (auch aus Protest, weil er erkannte, dass sein Traum von der Kunstakademie in Graz aufgrund interner kulturpolitischer Uneinigkeiten nie Wirklichkeit werden würde), zog sich Szyszkowitz 1967 aus dem öffentlichen Staatsdienst zurück.

Die folgenden Jahre waren noch von unermüdlichem Schaffen geprägt.
Seit dem Krieg hatte Szyszkowitz ständig Probleme mit seinem Magen; er hatte fast ununterbrochen Sodbrennen und erbrach im Laufe der Jahre sogar mit einer gewissen Selbstverständlichkeit jedes Essen. Die ärztlichen Untersuchungen haben aber zu keinen besonderen Initiativen geführt, außer Diäten und Tabletten gegen Sodbrennen, die er neben Kaffeebohnen auch immer in seinem Rock eingesteckt hatte. Letzten Endes war aber gerade dieses Leiden die Ursache für seinen relativ frühen Tod.

In den letzten Monaten des Jahres 1975 war Szyszkowitz´ Krebsleiden schon so weit fortgeschritten, dass er bereits ans Bett gefesselt war. Er konnte bald kaum noch sprechen; die einzige Möglichkeit sich mitzuteilen waren handschriftliche Notizen, die er mühsam zu Papier brachte.

Am 6. Jänner 1976 starb Rudolf Szyszkowitz nach viermonatigem Leiden im Alter von 70 Jahren.

Jeden Tag, und oft auch in der Nacht, sagte ich mir tausendmal vor:
Du bist Maler ! Wie aber werde ich ein wirklicher Maler?

 
 

 
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