Die Straße<br>
Der Gast<br>
Martha-Maria IV<br>
Leiden Christi u. Mariens<br>
Mariae Himmelfahrt<br>
Verkündigung<br>
Landschaft<br>
Nächtlicher Hafen<br>
Nasser Asphalt<br>
Ruhe auf der Flucht<br>

Künstlerische Entwicklung

Wenn wir das Lebenswerk Rudolf Szyszkowitz’ betrachten, stehen wir vor einer reichhaltigen Vielfalt an Arbeiten aus teilweise unterschiedlichen Gebieten der Kunst.
Er hat neben seinen zahlreichen figuralen Kompositionen in Öl - für die er vielen ein Begriff ist - eine Vielzahl an Landschaftsbildern, ein reiches graphisches und druckgraphisches Werk und eine große Anzahl an Glasfenstern hinterlassen. Eine nicht geringe Zahl an Secco-, Sgraffito- und Reliefarbeiten, einige Mosaike, Gobelins und Keramikmalereien sollten nicht unerwähnt bleiben.

Im Frühwerk ist Szyszkowitz’ Schaffen noch deutlich von der Malschule Karl Sterrers geprägt.
In dieser Zeit wurde Szyszkowitz besonders von drei Künstlern beeindruckt, die seinen künstlerischen Weg indirekt beeinflussten: Albin Egger-Lienz, Lovis Corinth und Käthe Kollwitz. Dieser Einfluss war aber eher von geistiger Natur und bestand nicht in einer Übernahme von Bildvorstellungen.
Die geistigen Ideale des Neulandbundes, dem Szyszkowitz schon als Fünfzehnjähriger beigetreten war, und das Streben nach Weltverbesserung kommen in seinen frühen Arbeiten klar zum Ausdruck. Vor allem die Ölgemälde sind von Einfachheit, strenger Komposition und immer stärker sichtbarer Herbheit gekennzeichnet.
Soziale und religiös symbolisierte Themen sind der Hauptinhalt seiner figuralen Kompositionen. Es geht um das Schicksal des einzelnen Menschen in seelischer und existentieller Bedrängnis.
Ab 1926 beginnt Szyszkowitz sich nach und nach immer mehr mit dem Medium Radierung zu befassen. Die Druckgraphik (später auch der Holzschnitt) wird für ihn zu einem wichtigen Ausdrucksmittel.
Wichtig ist zu erwähnen, dass er sich immer in einer ganzen Reihe von Arbeiten mit einem Thema auseinandersetzt und auch einige Themen, die ihn besonders beschäftigen, im Lauf der Jahre immer wieder neu aufgreift.
Einen besonderen Raum in seinem künstlerischen Leben nehmen die Landschaften ein; diese sind meist durch Weiträumigkeit, durch einen großen Ausschnitt und durch einen tiefen Vorder- und Mittelgrund, der in einem mehrstufigen Hintergrund weitergeführt wird, gekennzeichnet.

In den figuralen Kompositionen konzentriert sich die Darstellung immer mehr auf die handelnden Personen; der Hintergrund bleibt neutral und enthält keinerlei Angaben über den Umraum. Diese Entwicklung ist auch in seinen graphischen Arbeiten zu finden. Die Handlung wird so hervorgehoben. Einfache Handlungen des Alltags wie zum Beispiel das Brechen des Brotes erhalten in seinen Bildern einen großen Symbolwert. Szyszkowitz spricht diese auch ganz bewusst in ihrer religiösen Bedeutung an.
Schwermütig gebrochene Farbgebung, häufig gedämpfte dunkle Farbtöne zeigen eine verhalten expressionistische Darstellungsweise und unterstreichen die thematischen Anliegen.

In den Kompositionen Ende der 30er-Jahre wird durch den großzügigen Pinselstrich, der jedes ablenkende Detail vernachlässigt, die von Szyszkowitz angestrebte Allgemeingültigkeit noch stärker vermittelt.
In seinen Radierungen kommt durch die gestalterische Reduktion die beabsichtigte Aussage oft noch deutlicher zum Ausdruck. Was in der Malerei durch die pastose Struktur der Pinselstriche erreicht wird, versucht er in der Graphik durch Strichbündel und dichte Schraffurlagen umzusetzen.
In dieser Zeit feiert Szyszkowitz seine ersten großen künstlerischen Erfolge, die ihm 1935 für das Bild „Martha-Maria“ den Anerkennungspreis zum „Großen Österreichischen Staatspreis“ einbringen.
Ab dem Jahr 1935 tritt durch die Berufung an die Kunstgewerbeschule nach Graz eine große Wende im Leben des Künstlers ein.
In den folgenden Jahren bestimmen Zeichnungen und vor allem Landschaften sein Schaffen.

1945 nach Kriegsende vollzieht sich in seinem Werk wieder eine Steigerung und Befreiung. Es kommt auch zu einer gewissen Neubesinnung. Die fast allgegenwärtige abstrakte Kunst stellt für ihn eine große Herausforderung dar. Wegen seiner Grundanschauungen ist es ihm unmöglich in seinem Werk auf das Menschenbild, auf den von Gott geschaffenen Menschen und die Natur zu verzichten. In seinen Arbeiten aus dieser Periode erkennt man bereits einen „Formalisierungsprozess“, der für die nächsten Jahrzehnte bestimmend ist. Der persönliche, innere Kampf des Künstlers zwischen gegenständlich erkennbarer Formulierung und Abstraktion lässt sich in diesen Jahren von Bild zu Bild verfolgen.
Während Szyszkowitz in den Kriegsjahren vorwiegend Landschaften gemalt hat, beginnt er sich 1947 wieder vermehrt mit figuralen Kompositionen zu befassen. Breite, starke Konturlinien umschließen die Formen. Die Plastizität verschwindet mehr und mehr; die Figuren wirken flächig und fast transparent.

Ab 1950 ist ganz deutlich eine Veränderung in der Bildauffassung erkennbar. Über die Kontursetzung hinausgehend, setzt er immer stärker Kompositions- und Ordnungslinien ein, verbunden mit einer zunehmenden Leuchtkraft der Farben. Oft werden diese Strukturlinien direkt mit der Farbtube auf die Leinwand aufgetragen, um dem Bild eine bindende und haltende Ordnung zu geben.(Teilweise kratzt er diese Linien auch mit dem Messer oder einer Spachtel in die noch feuchte Farbe)
Auch in der Landschaft werden die Formen immer stärker abstrahiert und der Raum wird aus übereinandergeschichteten Flächen aufgebaut.

Seine neue Sicht entwickelt und festigt sich im Laufe der 50er-Jahre immer mehr, vor allem auch in den größeren figuralen Auftragswerken wie zum Beispiel: „Die Leiden Christi und Mariae“ oder „Mariae Himmelfahrt“.

Ebenso ist in seinen Porträts eine zunehmende farbige, flächige und lineare Auflösung zu finden; nur Gesicht und Hände bleiben auch für den Laien gegenständlich klar erkennbar.

Diese Zeit könnte man als zweiten Höhepunkt seiner Erfolge bezeichnen; das belegen zahlreiche Einladungen zu internationalen Ausstellungen, die Auszeichnung mit der Goldmedaille der „Internationalen Biennale für kirchliche Kunst der Gegenwart“ in Salzburg 1965 für das Bild „Mariae Himmelfahrt“ sowie eine Reihe öffentlicher Aufträge.
Dieses Streben nach klarer Kontursetzung führt auch zu einer vermehrten Beschäftigung mit dem Holzschnitt.
Im Laufe der Jahre entstehen viele Aquarelle, die oft wie ein rasches farbiges Festhalten von Stimmungseindrücken erscheinen.
Auch in den Aquarellen ist parallel dieselbe Entwicklung im Schaffen des Künstlers zu finden. Die ab den 50er-Jahren immer stärker auftretenden Strukturlinien werden hier entweder mit dem Pinselstiel in das feuchte Papier gekratzt, oder er setzt auch Kreidestifte ein um die Struktur zu verstärken.

Als 50jähriger erhält Rudolf Szyszkowitz seinen ersten großen Glasfensterauftrag: die Westfenster der Don-Bosco-Kirche in Wien (1956). Diesem folgen in den weiteren Jahren eine Reihe von bedeutenden Glasfensteraufträgen für Sakralräume. Von da an gewinnt diese Technik für den Künstler große Bedeutung. Sie unterstützt seine in den 50er Jahren neu gewonnene Bildauffassung. Das Einsetzten heller, leuchtender, direkter Farbtöne in seinen Bildern wird hier durch das Tageslicht, das die Leuchtkraft der Farben steigert, noch unterstrichen. Auch das in seinen späteren Arbeiten angestrebte Ordnungsgefüge, das er durch starke Konturlinien in seine Bilder einbringt, findet in den Glasfenstern durch die technisch notwendigen Bleistege und Haltekonstruktionen eine ideale Umsetzungsmöglichkeit und wird im starken Hell-Dunkel-Kontrast noch verstärkt.
Während seine ersten Fenster sehr kleingliedrig aus einem vielfältigen Netz von Stegen gestaltet und die Gestalten und Symbole erst bei längerer Betrachtung erkennbar werden, setzt er in den späteren Arbeiten immer größere Glasflächen ein. Es kommt dadurch naturgemäß zu einer Reduktion der Stege, ohne Verlust der großzügigen Ordnungsstrukturen. Die zusätzliche Verdichtung, die durch vermehrt eingesetzte Schwarzlotzeichnung erreicht wird, hebt die Leuchtkraft der Farben noch stärker hervor.

In den letzten Jahren entstehen Werke, die man durchaus als monumental bezeichnen kann; nicht aufgrund ihrer Größe, sondern wegen einer deutlich spürbaren Geschlossenheit im Bildaufbau. An diesen Bildern fällt auf, dass die Dominanz der Liniengerüste wieder abnimmt und so größere Flächen wirksam werden.
Skreiner spricht hier von einem „Streben nach Endgültigkeit“ und einem „gleichnishaften Charakter“, den die Bilder ausstrahlen.

In seinem letzten Bild „Ruhe auf der Flucht“ nimmt Szyszkowitz ein zentrales Thema seines Schaffens, die Beziehung Mutter-Kind, noch einmal auf.
Das im menschlichen Wesen enthaltene Schützende einerseits und auch das Bedürfnis nach Geborgenheit andererseits, sind in diesem Bildthema enthalten.

 
 

 
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